Psalmvertonungen aus zwei Perspektiven mit den Basler Madrigalisten

IMG_3868 (Foto: Christina Kleeb)
Im Konzert vom 12. November beeindruckten die Basler Madrigalisten mit Werken von Felix Mendelssohn und Jaakko Mäntyjärvi.
Christina Kleeb
Zum Auftakt der Konzertsaison zum 25-Jahr-Jubiläum von Musik zu St. Katharina Horw durften wir die Basler Madrigalisten in Horw begrüssen. Es war ein schönes Wiedersehen, erinnern wir uns doch bestens an das eindrückliche Konzert „Johannespassion neu gedacht“ vor zwei Jahren. Der Leiter des Chors, Raphael Immoos, schätzte es sehr, wieder in der Innerschweiz auftreten zu können. In seiner Begrüssung betonte er die Wichtigkeit solcher Konzerte und das Engagement für Kultur - auch ausserhalb der bekannten Orte wie dem KKL. Der Zufall wollte es, dass zur selben Zeit in der Stadt Luzern zwei bekannte Chöre ihr Konzert veranstalteten, deshalb gab es einige Lücken in den Kirchenbänken.

Dies tat aber der Aufführung keinen Abbruch. Das Eröffnungsstück mit dem Psalm 91 aus Elias von Mendelssohn - als Überraschung gesungen - berührte durch Text und Gestaltung. Die Stimmen von ganz vorne im Chor öffnete Ohren, Augen und Herz für das kommende anspruchsvolle Programm.

Als das Konzert in Planung ging und der Titel „Warum toben die Völker?“ gewählt wurde, dachte niemand daran, dass Kriege in der Ukraine und in Palästina für Entsetzen sorgen werden. Zur Wahl der Werke gab Raphael Immoos Erklärungen ab und erläuterte die Bedeutung der Psalmen im Kontext von früher und heute. Dabei ging es auch um die Frage: Wie gehen wir mit Macht um? Musik kann beitragen, wie man mit Konflikten umgehen kann.

Mendelssohn vertonte die Psalmen im romantischen Stil. Im Gegensatz dazu stehen die Kompositionen von Mäntyjärvi. Er machte sich seine eigenen Gedanken zu den ausgewählten Psalmen. Raphael Immoos lud uns ein, die beiden verschiedenen Vertonungen zu hören und zu vergleichen. Als zusätzliche Hilfe diente auch das Textblatt zu den drei ausgewählten Psalmen.
Die sechzehn Sängerinnen und Sänger interpretierten die Kompositionen mit grosser Konzentration. Der Dirigent führte den Chor präzise und mit sichtbarer Freude. Bald war klar: es sind alles begnadete Sängerinnen und Sänger, die mit ihren Stimmen den Kirchenraum erfüllten. Die alten Texte von Warum toben die Heiden (Psalm 2) und Mein Gott, warum hast du mich verlassen (Psalm 22) haben eine Aktualität die zu denken gibt.

Spannend waren die Kompositionen von Mäntyjärvi, mit Sprechgesang, Rufen, wechselnden Rhythmen, Tempi, Lautstärken und unterlegten Texten. Da gingen die Emotionen hoch und die Spannung war spürbar.

Mendelssohns Sonate Aus tiefer Not, von Martin Heini auf der Orgel meisterhaft interpretiert, gab dem Chor wie den Zuhörerenden Gelegenheit zum Zurücklehnen und Nachdenken. Die letzte Psalm-Vertonung mit dem eindrücklichen Ruf Richte mich, Gott (Psalm 43) war wieder ein aufwühlendes Klangerlebnis und die letzten Töne verhallten noch lange im Kirchenraum, bevor der Applaus einsetzte. Entspannt und gelöst freuten sich Chor und Leiter über die Reaktion des Publikums. Als Zugabe interpretierten die Madrigalisten zusammen mit dem Organisten Verleih uns Frieden und setzten so einen versöhnenden Abschluss unter dieses eindrückliche Konzert.
2023-11-12 MSTK Warum toben die Völker
23.11.2023
9 Bilder
Fotograf/-in
Christina Kleeb